Geschichte der Forellenzucht
Solange es Menschen gibt, ist auch der Fischfang betrieben worden. Im Salzkammergut in Österreich ist die Speerfischerei bereits seit 5.000 Jahren dokumentiert. Von den ersten Anfängen einer eigentlichen Fischzucht, bzw. von der Anlage von Teichen berichten die römischen Schriftsteller Cicero und Plinius im ersten Jahrhundert vor Christus. Demnach haben haben einige reiche Römer Fischteiche und -becken angelegt. Es handelte sich dabei wohl überwiegend um Hälteranlagen zur "Aufbewahrung" lebender Fische. Der Beginn der eigentlichen Zucht liegt in den Jahren um 500 n. C. - aus dieser Zeit stammen Berichte über die Zucht von Karpfen im Bereich der unteren Donau. Die Entstehung der vielen Klöster im Mittelalter hat der Karpfenzucht zu großem Aufschwung verholfen. Aus dem 16. Jahrhundert stammen auch die ersten Bücher über die Teichwirtschaft, mit Anleitungen zur Jahrsklassenzucht, Einrichtung von Laich- und Brutteichen, Fütterungsplänen und Methoden zur Krankheitsbekämpfung.
Während die Karpfenzucht im Mittelalter also schon in höchster Blüte stand, ist die Forellenzucht wesentlich jüngeren Datums ! Sie entstand aus dem Bedarf an Fischen für den Besatz der Fließgewässer, deren Bestände durch die zunehmende Zersplitterung der Fischereirechte und die damit verbundene starke Nutzung stark zurückgingen.
In der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts kam der deutsche Landwirtssohn Stephan Ludwig Jacobi (1711 - 1784) auf die Idee, den laichreifen Fischen Eier und Samen zu entnehmen, die Eier künstlich zu befruchten und zur Entwicklung zu bringen. Seine diesbezüglichen Versuche gerieten jedoch in Vergessenheit und wurden erst ein Jahrhundert später um 1840 in Frankreich an der Mosel wieder aufgenommen und fortgeführt. Daraus entstand in Hüningen dann 1854 der erste staatliche Forellenzuchtbetrieb, die spätere Kaiserlich-Deutsche Reichsanstalt. In der Folge entwickelte sich die "künstliche Forellenzucht" auf breiter Basis in Mitteleuropa. Sie beschäftigten sich zunächst ausschließlich mit der Vermehrung und Aufzucht der heimischen Forellen und Lachse - der Bachforelle, der Meerforelle und dem atlantischen Lachs. Parallel dazu entstanden die Vorläufer der verschiedenen Fischereiorganisationen und -verbände, die sich die Förderung der künstlichen Fischzucht und eine systematische Besetzung der Gewässer mit Jungfischen zum Ziel setzten.
Ab 1870 wurden Forellen und Lachse auch in Amerika erbrütet. Ein wesentlicher Meilenstein in der Geschichte der Forellenzucht war die Einfuhr der ersten Regenbogenforellen zwischen 1880 und 1890 aus Kalifornien. Bei neuerlichen Importen zwischen 1907 und 1926 wurden weitere Arten und Unterarten aus der Verwandtschaftsgruppe der Regenbogenforellen (Steelhead, Shasta; Kamloops-Rotband) aus dem Nordwesten von Amerika eingeführt, weitergezüchtet und vermischt. Sie wurden nicht auseinander gehalten, sondern vermischt als "Regenbogenforelle" gezüchtet und verkauft. Wie keiner anderen "Art" gelang der Regenbogenforelle eine künstliche Verbreitung um die ganze Welt. Heute spielt sie bei der Produktion von Speisefischen in der Forellenzucht die zentrale Rolle!
Zusammen mit der Regenbogenforelle wurde aus Nordamerika auch der Bachsaibling bereits um 1884 bei uns eingeführt. Der Bachsaibling hat zwar bei weitem nicht diese Entwicklung erfahren, wie die Regenbogenforelle, inzwischen ist er jedoch zumeist als Kreuzung mit dem Seesaibling (Elsässer Saibling oder Bröding) auch bei uns als Speisefisch von einiger Bedeutung, zumal er besonders an niedere Wassertemperaturen angepasst ist.
Zu Beginn der Forellenzucht wurden als Futter Schlachtabfälle, Innereien, Molkereiprodukte sowie Futterfische eingesetzt. In den 1950er Jahren erfolgte die Einführung von industriell gefertigtem Mischfutter. Seit dem haben sich die Kenntnisse, Methoden und die Technik in der Forellenzucht rasant weiterentwickelt.